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Lockdown und unser Beziehungs- und Familienleben

Lockdown-Beziehungen

Der Lockdown ist gerade in vielen Lebensbereichen sehr belastend und nervtötend.

Nicht das wir nur viele unserer liebgewonnenen Hobbies zur Zeit nicht mehr ausüben können, wir sind quasi mehr oder minder in unserer Wohnung „gefangen“ und die Stimmung wird immer angespannter und gereizter.

Ja es stimmt, wir haben mit sehr vielen Themen zu kämpfen und müssen für zahlreiche Probleme Lösungen finden. Sei es Kinderbetreuung, Homeschooling, Partnerschaft 24/7, Kurzarbeit oder Home-Office usw. Doch wohin führt uns das alles?

 

Lockdown – Unser Kampf gegen die Umstände führt ins Dramaland

Immer wenn wir eine Situation nicht wahrhaben, nicht annehmen wollen, beginnen wir dagegen zu kämpfen. Eher innerlich und anfangs noch zaghaft. Doch je mehr wir uns auf diesen Lockdown-Kampf einlassen, umso mehr leiden wir. Uns wird immer bewusster wie groß die Kluft zwischen dem ist was wir gerade alles nicht haben, nicht machen können, nicht planen dürfen… und dem was vor gut einem Jahr noch so normal für uns war. Genau diese Abweichung zwischen dem Ist- und dem Sollzustand bereitet uns den Kummer. Wir vergleichen die jetzige Zeit mit der Zeit vor der Pandemie… und fühlen uns eingeengt, bevormundet, der Freude am Leben beraubt. Aber genau dieses fortwährende Vergleichen lässt uns leiden. Erst durch die immer und immer wiederkehrende Bewusstmachung dieser Kluft fühlen wir uns energielos, machtlos, ängstlich, ausgeliefert. Und das gilt nicht nur für diese Pandemie sondern für jede Lebenssituation, in die wir meist schuldlos geraten: Arbeitslosigkeit, Krankheit oder auch eine Partnerschaftskrise.

 

Der Weg heraus aus dem Lockdown-Dramaland

Sobald wir unserem Kampf gegen die äußeren Umstände des Lockdowns, die aktuelle Situation erst einmal eine Pause gönnen und uns bewusst werden, welche anderen Möglichkeiten außer dem Kampf in uns stecken, gelangen wir zurück zu unseren Ressourcen, unseren Stärken: Entscheidungsfähigkeit, Selbstwirksamkeit, Strategiefähigkeit, Kreativität, Spontanität, Abenteuerlust etc.

Sobald wir akzeptieren, dass die Situation jetzt im Lockdown so ist wie sie ist und nicht mehr dagegen ankämpfen, ermöglichen wir uns unseren Zugang zu unserer inneren Kraft und Stärke. Daher kämpfen Sie nicht mehr gegen die vielen Folgen und Probleme der Pandemie an. Das kostet Sie nur weiter Kraft und steigert Ihren Unmut. Begeben Sie sich stattdessen lieber auf die Suche nach neuen Wegen, neuen Lösungen. Suchen Sie voller Neugierde danach, wie Sie durch diese Krise etwas neues, etwas besseres entstehen lassen können und investieren Sie Ihre Kraft dann in diesen Aufbau des Besseren statt in den Kampf gegen das, was Sie nicht rückgängig machen können. Machen Sie das Beste aus Ihrer Situation!

Bevor Sie alles was Sie zur Zeit nicht mehr können oder dürfen und alles was Sie durch Corona anders oder mehr machen müssen, mental und körperlich runter zieht, ist ein Perspektivwechsel und die Entwicklung neuer Strategien der sinnvollere Weg für uns alle.

Strategien für Ihren Weg zum Wohlbefinden

Es gibt zahlreiche Strategien, die uns zu mehr Wohlbefinden verhelfen. Welche passt zu Ihnen?

Dankbarkeit

Auch wenn wir es als selbstverständlich ansehen, dass wir und unsere Lieblingsmenschen gesund sind (gerade in der Corona Zeit), könnte es auch anders sein.

Dankbar für ein Dach über dem Kopf, fließend Wasser, Toilette, keinen Krieg, keine Hungersnot, einen Job, Geld auf dem Konto, Freunde usw. Dankbar für das was wir haben. Wir brauchen unseren Blick noch nicht einmal so weit in die Ferne zu richten, um Armut und Elend um uns herum zu sehen.

Wenn wir auf die Armen oder die Menschen schauen, die nicht so viel haben oder weniger haben als wir, könnte ein Gefühl der Dankbarkeit und Demut in uns entstehen. Den Blick auf all das zu richten, was wir alles haben und wie „gut“ es uns im Vergleich zu anderen doch geht, könnte uns helfen dankbarer und zufriedener zu werden.

Neue Struktur für den Alltag

Besondere Umstände die uns der Lockdown auferlegt, erfordern besondere Maßnahmen. Keiner nimmt uns die Mehrarbeit und die besondere Belastung ab vor die uns Corona stellt. Weder bei der Arbeit im Homeoffice, der parallelen Kinderbetreuung, dem Homeschooling und der Hausarbeit. Wir müssen alles schaffen. Irgendwie. Und dabei noch sehen, dass wir selbst und unsere Beziehung nicht auf der Strecke bleibt.

Eine wichtige Strategie stellt die Tagesstrukturierung mit verbindlichen Absprachen (Routinen geben Sicherheit) dar. Trennen Sie Arbeit und Freizeit (wenn Feierabend ist, geht der Laptop zu und das Firmenhandy aus und auch die Kleidung zeigt uns, ob wir im Privat- oder Jobmodus sind). Bitte überdenken Sie, dass auch Sie Ihren Kindern Zeiten „auferlegen“ können, an denen sie sich mit sich selbst beschäftigen (soweit das je nach Alter möglich ist). Danach gibt es dann auch wieder gemeinsame Beschäftigungen, die auch einen festen Platz im Tages- bzw. Wochenplan haben sollten.

Wie wäre es, arbeiten im Haushalt neu oder anders zu verteilen? Fragen Sie sich bitte, ist alles was Sie tun auch zwingend/dringend genauso notwendig? „Muss“ jeden Tag gestaubsaugt, gewaschen, gekocht o.ä. werden? Vielleicht macht es in dieser besonderen Zeit Sinn über vieles einmal grundlegend nachzudenken.

Gibt es Dinge oder Abläufe, die Sie für sich positiv verändern könnten ohne sich zu sehr unter Druck zu setzen? Wäre eine andere Arbeitsteilung (oder gemeinsames erledigen) besser, zeitsparender, sinnvoller, freudvoller? Vielleicht schaffen Sie sich auch neue Routinen in Ihren Arbeitsabläufen und probieren neugierig aus, ob und wie diese funktionieren. Was sich als gut bewährt behalten Sie bei, was noch verbesserungswürdig ist, optimieren Sie. Finden Sie Ihren bestmöglichen Umgang mit der aktuellen Situation und kreieren Sie gemeinsam neue Lösungen. Vielleicht führen Sie ein wöchentliches Familienmeeting ein und lassen auch Ihre Kinder neue kreative Lösungen entwickeln und ausprobieren?

Ein neues Bild Ihres zukünftigen glücklichen Lebens

Wie schaffen wir es, trotz der herausfordernden psychischen Belastungen ausgeglichen und zufrieden zu sein? 24 Stunden, 7 Tage die Woche bei-/miteinander zu sein, belastet unter diesen anstrengenden Voraussetzungen viele Paare und Familien. Nutzen Sie diesen Lockdown als Chance, jetzt für sich zu überlegen und zu erkennen, was Sie jetzt und auch zukünftig brauchen. Entwickeln Sie ein Bild Ihres Lebens in der Zukunft (z.B. in 6 Monaten), welches Sie sich vielleicht insgeheim schon früher erträumt haben.

Was könnten Sie für sich, Ihre Beziehung und Familie tun, um zufriedener und ausgeglichener zu sein? Welche Möglichkeiten Ihrer Abgrenzung und Entspannung von Ihrem Alltag können Sie sich gönnen? Ist es der Spaziergang am Abend, das Genießen eines Bades in aller Ruhe bei Kerzenschein (geht auch zu zweit), ein gutes Buch lesen, malen, meditieren, das Hören Ihrer Liebingsmusik mit Kopfhörer zur Entspannung. Vielleicht ist es aber auch der „regelmäßige“ Anruf bei Ihrer besten Freundin am Abend, vielleicht per Skype oder per Chat. Oder das Erlernen eines neuen Instrumentes oder ein Malkurs. Online ist so gut wie alles möglich!

Schaffen Sie sich immer wieder für kurze Zeit Ihren Rückzugsort um für sich sein zu können und mal Ihre Seele baumeln zu lassen. Und einfach nur zu sein und zu träumen. Vielleicht möchten Sie meditieren oder einfach nur mal die Augen bewusst schließen. Welche Wunschbilder tauchen dann auf?

Haben Sie dabei Geduld mit sich selbst und Ihren Liebsten und erwarten Sie nicht, dass sofort alles besser wird und Sie sofort Ihr Wunschziel erreichen müssen. Der Weg ist oft das Ziel.

Die neugewonnene Zeit neu gestalten und nutzen

Solange die Geschäfte, die Fitnessstudios, die Kneipen und Restaurants, die Diskotheken etc. geschlossen sind, solange wir im Lockdown leben, haben wir Zeit, die wir neu gestalten dürfen.

Wie könnten Sie beispielsweise etwas für Ihre Beziehung tun? Seien es Spaziergänge um die Natur in Ihrer Nähe zu erforschen, gemeinsam neue Spiele zu spielen oder gar neue Aktivitäten und Hobbies zu entwickeln? Es gibt so vieles, was noch von Ihnen entdeckt werden will… z.B. Exit Spiele, Online Escape Rooms, Partnerschaftskartenspiele (in denen es um Partner-/Beziehung/Familienthemen geht), neue Karten- und Gesellschaftsspiele, Puzzel, Dart, Online Sport-/Tanzkurse, etc.

Sie können in der Lockdown – Zeit, in der Sie sonst ins Fitnessstudio gegangen sind, einen Podcast oder ein Hörspiel hören, mit Ihren Kindern zusammen ein handwerkliches Projekt starten, Zeit miteinander für Zärtlichkeiten und Sexualität verbringen.

Sie entscheiden, ob Sie sich diese Auszeit füreinander nehmen, die Sie beide glücklich und zufriedener macht oder ob Sie in dieser Zeit alles so weiter machen möchten wie zuvor.

Neuen Rituale

Vielleicht möchten Sie überlegen, wie und welche Rituale sich jetzt im Lockdown als schön und hilfreich in Ihr Familienleben während des Lockdowns integrieren lassen. Gemeinsames Kochen oder gemeinsames Essen in neuer Atmosphäre (z.B. alle gemeinsam im Kinderzimmer auf dem Boden).

Familienrunden mit allen zum Entdecken neuen Alltagselementen (z.B. welche Belohnungen könnten Sie einführen, wenn besprochenes eingehalten wird? Wie könnte ein neuer Familiensport aussehen? Etc.)

Eine neue Form von achtsamer Kommunikation

Wir möchten Ihnen empfehlen, Ihre Achtsamkeit gerade jetzt im Lockdown zu trainieren. Achtsam bei sich und Ihren Bedürfnissen und Wünschen zu sein. Aber auch achtsam im Umgang mit Ihren Lieblingsmenschen zu bleiben bzw. werden.

Hören Sie auf sich, was Sie brauchen und bringen Sie das in einem Partner-/ Familiengespräch in entspannter Atmosphäre zum Ausdruck. Sprechen Sie bitte mit Ihrem/r PartnerIN / Ihrer Familie darüber, was Sie sich wünschen und welche Ideen Sie vielleicht schon dazu haben. Und üben Sie sich darin, interessiert an der Meinung (und der Welt) der anderen zu sein. Bleiben Sie in Kontakt, auch wenn Sie das Gefühl haben, nicht verstanden zu werden oder andere nicht zu verstehen.

Diese Paar-/Familiengespräche empfehlen wir Ihnen regelmäßig zeitlich begrenzt auf ca. 20 Minuten. Seien Sie wieder neugierig auf die Gefühle, Ideen, die Sorgen, Nöte und Bedürfnisse Ihres Partners und Ihrer Kinder.

Interessieren Sie sich dafür wie es Ihnen selbst und Ihren Familienmitgliedern geht. Fragen Sie interessiert nach und erkunden Sie neugierig Ihre eigene und die Welt der anderen.

Nehmen Sie sich bitte auch Zeit für Ihre achtsame Kommunikation mit Ihrem Körper. Zärtlichkeit,  liebevolle Umarmungen, sinnliche Küsse mit Ihrem/r PartnerIn, achtsame Berührung Ihres eigenen Körpers z.B. beim Duschen aber auch das achtsame Händchenhalten sowie das Kuscheln mit den Kindern und dem/der PartnerIn z.B. vor dem Einschlafen.

Bei jeder Umarmung setzt unser Körper das Bindungshormon Oxytocin frei und reduziert somit gleichzeitig die Ausschüttung des Stesshormons Cortisol. Somit tut uns eine Umarmung nicht nur unsagbar gut, sie unterstützt auch unser Immunsystem durch einen geringeren Cortisolspiegel.

Richten Sie Ihren Fokus auf all das Positive und tolle an Ihrem/r PartnerIN, Ihren Kindern und Ihrer Beziehung miteinander. Sagen Sie bitte Ihren Lieblingsmenschen mindestens 1 Sache am Tag, die Sie toll an ihm/ihr finden.

Wertschätzen Sie achtsam die Dinge, die Ihre Lieblingsmenschen für Sie tun und nehmen Sie nichts  als selbstverständlich hin.

Lockdown – Sie erschaffen sich Ihre Welt aus eigener Kraft

Konflikte und schwere Zeiten wie ein Lockdown sind sowohl im Leben wie auch in Beziehungen unvermeidbar. Ob sie Ihnen als Mensch/Paar/Familie langfristig schaden, hängt ganz wesentlich davon ab, wie Sie für sich und Sie alle gemeinsam damit umgehen. Wer Konflikte als Einzelner/Paar/Familie löst, wer den Umgang mit Bedürfnissen neu ausprobiert beziehungsweise neu verhandelt und unterschiedliche Standpunkte wertschätzend respektiert, diskutiert und nicht als Bedrohung sondern als bereichernden neuen Blickwinkel ansieht, kann mit ganz neuen Ideen und Konzepten gestärkt für das eigene Leben, die Partnerschaft und die Familie aus dieser schwierigen Zeit herauskommen.

Vielleicht machen Sie dieses Zitat von Martin Luther King auch zu Ihrem aktuellen Lebensmotto:

In jeder Krise gibt es nicht nur eine Chancesondern auch eine Möglichkeit.“

Wir wünschen Ihnen auch weiterhin beste Gesundheit aber auch den Mut, diese Zeit des Wandels für sich zu nutzen und Ihren Traum von Partnerschaft/Familie Schritt um Schritt näher zu kommen.