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Sorgen und negative Gedanken loslassen – aber wie?

Sorgen und negative Gedanken

Immer und immer wieder denken Sie diesen einen Gedanken. Diesen einen Satz, der sich hin und her dreht, sich immer mehr in Ihrem Kopf festsetzt. Manchmal verschwindet er kurz – aber nur, um dann im unpassenden Moment wieder aufzutauchen. Ihr Bewusstsein spricht ihn immer wieder aus: „Du wirst es nicht schaffen!“

Dieser eine Gedanke verfolgt Sie nun bereits seit einiger Zeit und er wird immer mehr zur Gewissheit: „Du wirst es nicht schaffen!“ Sie schenken diesem Gedanken immer mehr Glauben und gleichzeitig bereitet er Ihnen immer mehr Sorgen. Ja, Sie würden ihn nur zu gern loswerden, doch dazu müsste Ihnen das Leben erst andere Fakten liefern. Alles deutet schließlich daraufhin hin, dass dieser Gedanke wahr ist und Sie letztendlich nur davor bewahren möchte, noch mehr zu leiden.

Einmal gedacht, lässt uns der Gedanke nicht mehr los

Wir alle tragen mehr oder weniger solche oder ähnliche Gedanken mit uns herum. Worte, die uns verunsichern. Sätze, die uns Sorgen bereiten. Und sind Sie erst einmal gedacht, lassen Sie uns nicht mehr los, vervielfältigen Sie sich in alle Richtungen, werden für uns unkontrollierbar.

Diese Sorgen hindern uns daran, einen klaren Gedanken zu fassen, uns zu konzentrieren und wieder positiv in die Zukunft zu blicken. Ganz im Gegenteil. Unsere Fantasie scheint ganz wild darauf zu sein diesen Gedanken, diesen einen Satz in alle möglichen Szenarien zu verwandeln – abwägige und höchst unwahrscheinliche Szenarien. Aber wir glauben an sie. Meist sogar mehr als an die Realität, an das Gute.

„Mein Leben war voll von fürchterlichem Unglück, das gar nicht passierte.“ MICHEL DE MONTAIGNE

Der Kommunikationsforscher und Bestsellerautor Dale Carnegie schrieb einst: „Sich Sorgen zu machen, ist wohl eines der größten Probleme der Menschheit.“ Doch warum fällt es uns so schwer, aus dem Gedankenkarussell auszubrechen? Warum können wir diese negativen Gedanken nicht einfach loslassen? Und warum helfen uns die gut gemeinten Ratschläge wie „Mach dir nicht so viele Sorgen“ nicht weiter?

Warum können wir dem Gedankenkarussell nicht wieder entfliehen?

Negative Gedanken, die sich um unsere Zukunft drehen, tauchen bei jedem von uns mal mehr oder weniger auf. Doch erst wenn wir uns hilflos und ohnmächtig fühlen, wenn wir Angst davor haben, eine falsche Entscheidung zu treffen und dafür anschließend zu zahlen, tendieren wir dazu immer mehr zu Grübeln. Wir machen es uns quasi zur Angewohnheit, immer und immer wieder die Situation gedanklich zu  beleuchten, uns auszumalen, was alles geschehen kann um dann irgendwann endlich eine gute Entscheidung treffen zu können.

Wir glauben, dass das Grübeln uns davor bewahrt die Kontrolle zu verlieren und uns völlig hilflos ausgeliefert zu fühlen. Aber soll das heißen, dass diese Angewohnheit falsch ist? Das wir einfach über unsere Sorgen hinweg gehen sollen und uns keine Gedanken über morgen machen sollen? Nein, das wäre sicherlich nicht sinnvoll. Vielmehr geht es darum zwischen diesen beiden Extremen einen Weg zu finden, der uns hilft, vorsichtig zu sein und dennoch uns auch unsere natürliche Zuversicht nicht beraubt.

Unser Gehirn kann immer nur einen Gedanken gleichzeitig denken

Wenn uns bewusst ist,  dass unser Gehirn nur  e i n e n  Gedanken gleichzeitig denken kann, dann können wir unserem Gehirn – sobald wir bemerken, dass wir uns wieder im Gedankenkarussell bewegen – einen neuen Gedanken vorschlagen. Dies funktioniert wunderbar, da unser Gehirn ähnlich wie eine Suchmaschine funktioniert. Hierbei geben wir eine Frage oder einen Satz ein und erhalten meist unendlich viele Antworten in Form von Suchvorschlägen. Genau so arbeitet unser Gehirn auch. Beim Grübeln geben wir in unserem Gehirn immer wieder unseren Gedanken ein (z.B. „Du wirst es nicht schaffen“ oder „Mein Partner betrügt mich“ o.ä.) und es sucht nach Szenarien, die diesem Gedanken entsprechen – egal ob sie realistisch oder unrealistisch sind.

Gedanken-Googeln hilft auf andere Gedanken zu kommen

Geben Sie stattdessen etwas anderes in Ihre Gehirn-Suchmaschine ein, dann wird es Ihnen genau dafür Suchergebnisse liefern. Probieren Sie es einmal aus. Sie können es Gedanken-Googeln oder Gedanken-Bingen oder wie auch immer nennen. Es funktioniert auf jeden Fall. Stellen Sie Ihrem Gehirn folgende Fragen:

  1. Welches Problem möchte ich lösen?
  2. a) Situationsbeschreibung
    Beschreiben Sie kurz, um welche konkrete Situation es sich handelt:
  3. b) Negative Gedanken ermitteln
    Schreiben Sie als nächstes auf, wie Ihr negativer Gedanke bei dem Thema lautet:
  4. Kreuzverhör
    Lesen Sie sich den Gedanken durch und fragen Sie sich:-Stimmt der Gedanke wirklich?
    -Kann ich mir zu 100 % sicher sein?
    -Warum ist auch das Gegenteil möglich?
    -Wann war es bereits einmal genau umgekehrt?
  5. Warum kann es gelingen?
  6. Wie kann ich es schaffen? Wie würde es X (ein guter Freund, mein Vorbild, mein Vater etc.) schaffen?
  7. Was kann ich jetzt tun?
  8. Wie denke ich jetzt über das Problem?

Unser Gehirn liebt neue Herausforderungen

Sie werden feststellen, dass sich Ihre Gedanken nun verstärkt um die neue Aufgabe drehen. Und zwar beschäftigt sich Ihr Gehirn nicht nur in dem Moment der Eingabe mit der neuen Frage. Es arbeitet auch weiterhin im Hintergrund – wie die Suchmaschine, die sucht, während Sie sich eine andere Internetseite anschauen oder mit einem Textprogramm etwas schreiben. Während Sie also die Kinder zu Bett bringen, einen Film im Fernsehen ansehen oder während Sie schlafen beschäftigt sich Ihr Gehirn weiterhin mit der Frage und sucht nach Ergebnissen. Ok es ist vielleicht nicht so schnell wie eine Internetsuchmaschine, aber es liefert Ihnen garantiert in den kommenden Tagen Ergebnisse. Und zwar durch plötzliche Geistesblitze, durch etwas, was Ihnen in die Hände fällt oder durch einen Satz, den Sie wie zufällig irgendwo lesen.

Lassen Sie sich überraschen, wie zuverlässig Ihr Gehirn für Sie arbeitet. Sie konnten sich bisher auf Ihr Gedankenkarussell verlassen und genau so können Sie sich darauf verlassen, dass Ihr Gehirn neue Herausforderungen liebt und zuverlässig für Sie arbeiten wird… Und werfen Sie Ihre negativen Gedanken bloß nicht über Bord oder löschen Sie gar von Ihrer Festplatte. Sie sind wertvoll und brauchen Ihre Aufmerksamkeit  nur eben nicht ständig und überall. Nehmen Sie sich zum Beispiel jeden Tag 10 Minuten Zeit zum Grübeln. Stellen Sie sich den Wecker und dann lassen Sie Ihren Sorgen freien Lauf. Die Gedanken, die in diesen 10 Minuten entstehen bearbeiten Sie dann wieder mit der oben genannten Vorgehensweise.

Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg mit dieser Art auf Ihre Sorgen zu reagieren und sich mit ihnen zu beschäftigen. Schreiben Sie mir gern, wie Ihnen dieser Artikel gefallen hat, welche Erfahrungen Sie mit dieser Art des Umgangs mit Ihren Sorgen gemacht haben oder falls Sie ein Thema haben, dass wir hier auf der Seite einmal näher beleuchten sollten. Ich freue mich auf Ihre Kommentare!

Lassen Sie es sich wieder gut gehen …

Kerstin Janzen

Coaching & Paarberatung Kerstin Janzen